Kurmainzische Wappen an den Bastionen der Zitadelle Petersberg in Erfurt.

 
Vortrag zu einem Vereinsabend am 07.02.2018 der „Freunde der Citadelle Petersberg zu Erfurt e.V.“

Holger Werner 2018 
Stand der Text Bearbeitung 05.02.2019

 

Ziel von diesem Vortrag ist es genaue Kenntniss über die Wappen die an den Bastionen zu sehen sind. Die Wappen zeigen den Herrschaftsanspruch und geben uns Informationen über den Zeitpunkt der Errichtung. Durch Auffüllung und Einsturz von Bastionsmauern in den Jahren 1905 B. Gabriel, 1908 B. Michael und der Einsturtz von B. Philipp 1735 Nord-Ost Seite sind diese Bastionsmauern heute ohne Wappentafel. In der Literatur von 1929 „Die Kunstdenkmale der Provinz Sachsen“ fand ich in der Baubeschreibung zur Zitadelle Petersberg Hinweise zur Lage der Wappen zu dieser Zeit 1929. Ich habe zur Erläuterung eine Skizze aus dem Buch verwendet Link. und bearbeitet.

Die Skizze gibt die Auswertung der Literatur von 1929 wieder, dadurch ergeben sich heute andere Fakten und andere Interpretationen, die sich noch nicht in der Beschriftung und Erklärung der Wappen vor Ort wiederspiegeln.

Die heutigen Standorte der mainzischen Wappen sind in der Skizze mit einem Pfeil und den Nummern 1-16 gekennzeichnet. Zusätzlich sind Pfeile an der Bastion Gabriel zu sehen:

1. Diese Markieren u.a. ein Bauwerk (vorgesetzte Mauerschale) von 1643 mit Inschrift "Die Martini Anno 1643" aus schwedischer Besetzungszeit.

2. Dahinter in zwei Meter Entfernung ist ein Erfurter/Mainzer Rad aus der Zeit nach 1618 "1620" zu sehen.
Dieses Wappen ist ein Eckstein, daher eine Bastion. Eine Stadtansicht um 1618 datiert zeigt noch den doppelten Mauerring der Stadtmauer Link Nr. 5. Diese Stelle ist also nach 1618 als Bastion vom Stadtrat Erfurt erbaut worde. Im gleichen Zeitraum entstand die Kurtine und ein Stück von der späteren mainzischen Bastion Gabriel Link Nr. 4 Stadtansicht Zeitraum um 1650. Diese Mauern sind ohne Hochgang errichtet. Die Hochgänge wurden unter Kurmainz ab 1665 mit den Bastionen gebaut.

3. Eine Besonderheit an dieser Stelle ist die noch erhaltene und restaurierte Stadtmauer (Zwingermauer) von "1460" datiert. Dieser Stadtmauerrest ist auf der Buswendeschleife zu sehen und steht in Beziehung zum Hohen Glockenturm von 1413 der dahinter in 18 Meter Entfernung zu sehen ist. Hier ein Foto zur Erläuterung Link.

4. Ein weiterer Pfeil zeigt zum Anselm Tor mit Festungsadler von "1829" (Preußen Festungsadler).

Die jeweiligen regierenden Kurfürsten sind farblich auf der Skizze den Bastionen zugeordnet:

Johann Philipp von Schönborn reg. 1647-1673
Lothar Friedrich von Metternich-Burscheid reg. 1673 – 1675

Damian Hartard von der Leyen reg. 1675 – 1678
Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695
Lothar Franz von Schönborn 1695 – 1729

Wie auf der Skizze zu sehen ist, gibt es acht Bastionen, in der ersten Bauphase ist das spätere Ravelin Anselm eine Bastion gewesen, so gab es neun Bastionen mit Wappen.
Link zum Grundriss von 1680. Jede Bastion hat das Wappen ursprünglich in der Mitte der Bastionsmauer, das sind 18 Wappen plus das Prunkwappen am Peterstor. Heute sind 15 Wappen an den Festungsmauern verbaut (ohne Prunkwappen am Peterstor). Ein Wappen ist 2010 an einer Kurtine zwischen Bastion Michael und Johann angebracht worden. Weitere sieben Wappentafel sind aufgeständert im Peterstor und den ehemaligen Räumen der Wache im Peterstor aufgestellt. Nach den vorhanden Wappen sind es fünf Kurfürsten, die als Bauherren auftraten.
Die Namen der Bastionen beziehen sich auf Heilige der katholischen Kirche.
Die Kurfürstenwappen sind u.a. mit den Familienwappen der Kurfürsten im Herzschild sowie deren Ämterwappen und den Machtsymbolen des Wappenträgers versehen. Zu diesen Machtsymbolen gehören Kurhut und Kurschwert als Zeichen der weltlichen und der Krummstab als Zeichen der kirchlichen Macht. Das Wort „Kur“ bedeutet „küren“ also „Wahl“. Ein weiteres oft vorkommendes Wort ist z.B. „Erzbischof“ was oberster Bischof bedeutet.

Anhand der Jahreszahlen auf fünf Wappentafeln steht fest das die Bastionsmauer zuerst zur Stadtseite errichtet wurden. Ein Grund war, das die Feldseiten Richtung Westen und Norden schon vor 1665 durch die Stadtmauer und modernere Befestigungswerke gesichert waren. Auf Plänen (Link Plan Merian 1650) ist ersichtlich das Vorläufer der Bastion Gabriel mit Kurtine und die Bastion Michael den gleichen Grundriss hatten wie die mainzischen Bastionen heute, fraglich ist nur der Ausbauzustand damals. Anhand der Inschrift von 1643 an dem Eckstein nach Norden an der Bastion Gabriel lässt sich auch heute nachvollziehen das es eine gut bastionierte Feldseite vor 1665 gegeben hat. Hier steht eine ähnlich massive Bastionsmauer die aus schwedischer Zeit (1631-1650) stammt.

Folgende neun Bastionen mit Wappentafel und Erläuterungen. Die Bilder sind exemplarisch, an den jeweiligen Bastionsmauern sind die Wappentafeln frei vom Steinmetz gestaltet, siehe rechte Seite,
Wappen von Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679-1695
mit einmaligen floralem Zier an der Bastion Franz.

Bastionen mit kurfürstlichen Wappentafeln, Nummern wie
in der Skizze:

1. Bastion Kilian LINK
-Richtung Osten
mit Wappentafel von Kurfürst Johann Philipp von Schönborn reg. 1647-1673
Wappentafel mit Jahreszahl 1669
2.-Richtung Süden
mit Wappentafel von Kurfürst Johann Philipp von Schönborn reg. 1647-1673
Wappentafel mit Jahreszahl 1669


3. Bastion Martin LINK
-Richtung Süd-Osten
mit Wappentafel von Kurfürst Johann Philipp von Schönborn reg. 1647-1673
Wappentafel mit Jahreszahl 1668

4.-Richtung Süd-Westen
mit Wappentafel von Kurfürst Johann Philipp von Schönborn reg. 1647-1673
Wappentafel mit Jahreszahl 1668 
Diese Bastion wurde 1921 von der Lauentorstraße geteilt, das Wappen hier
wurde 1997 angebracht.

Bastion Gabriel Link 
-Richtung Süden (erhalten, teilweise Aufgefüllt - Umspannwerk Strom)
ohne Wappentafel, vermutlich von
Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695. Wappenstein im Museum
Kommandantenhaus (2019).
-Richtung Westen (1905 geschleift, augefüllt) Link
ohne Wappentafel, vermutlich von
Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695
Die Angaben auf dem Kupferschild an der Bastion Gabriel weichen ab.

5. Bastion Anselm Link
-Richtung Süden
mit Wappentafel von Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695
6.-Richtung Westen
mit Wappentafel von Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695

 

7. Bastion Michael Link
-Richtung Süd-Westen
mit Wappentafel von Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695
-Richtung Norden  Link 
ohne Wappentafel, (1908 Bastionsmauer geschleift) die Tafel befindet sich in der Ausstellung Wache im Peterstor.

Kurfürst Damian Hartard von der Leyen reg. 1675 – 1678
Wappentafel mit Jahreszahl 1678

8. Kurtinenmauer zwischen B. Michael und B. Johann
(Kopie 2010 neu angebracht) Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695
die Tafel befindet sich an der Kurtinenmauer (von 1678) gegenüber Ravelin Lothar
Nach Studium und Interpretation der Literatur gehört an eine Kurtinenmauer kein Kurfürstenwappen. 

9. Bastion Johann Link 
-Richtung Westen
mit Wappentafel von Kurfürst Lothar Friedrich von Metternich-Burscheid reg. 1673 – 1675
Wappentafel mit Jahreszahl 1673
10.-Richtung Nord-Osten Link
mit Wappentafel von Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695

11. Bastion Franz Link
-Richtung Norden
mit Wappentafel von Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695
12.-Richtung Osten
mit Wappentafel von Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695

Bastion Philipp Link 
-Richtung Nord-Osten
ohne Wappentafel, (Mauer nach Einsturtz 1735 ist 1737 neu errichtet,) vermutlich
Kurfürst Lothar Franz von Schönborn 1695 – 1729
Bastion ist 1704 fertig.
13.-Richtung Süd-Osten Link
mit Wappentafel von Kurfürst Johann Philipp von Schönborn reg. 1647-1673
Nach Studium der Literatur gehört hier ein Wappen von Kurfürst Lothar Franz von Schönborn 1695 - 1729
Die Tafel befindet sich in Museum Kommandantenhaus (2019).
Die Angaben auf dem Kupferschild an der Bastion weichen ab.

14. Bastion Leonhard Link
-Richtung Osten
mit Wappentafel von Kurfürst Johann Philipp von Schönborn reg. 1647-1673
Wappentafel mit Jahreszahl 1666
15.-Richtung Süden
mit Wappentafel von Kurfürst Johann Philipp von Schönborn reg. 1647-1673
Wappentafel mit Jahreszahl 1666

16. Das Prunkwappen am Peterstor zeigt das Wappen von
Kurfürst Johann Philipp von Schönborn reg. 1647-1673 
Infos zur Identität des Architekten des Petersbergportals, Melchior Hessler aus Thüringen. Link.
Autor Tim Ertel, Erfurt. 2014.

Im Internet gibt es eine erklärende Webseite zu einigen Bastionswappen an der Festung. Der Autor
Bernhart Peter beschreibt hier nicht alle Bastionen, nur 10 von 16, hier der Link 06.01.2018:
http://www.welt-der-wappen.de/Heraldik/aktuell/galerien3/galerie2360.htm


Folgende neun Bastionen mit Wappentafel.

1. Bastion Kilian
-Richtung Osten
mit Wappentafel von Kurfürst Johann Philipp von Schönborn reg. 1647-1673
-Richtung Süden
mit Wappentafel von Kurfürst Johann Philipp von Schönborn reg. 1647-1673

2. Bastion Martin
-Richtung Süd-Osten
mit Wappentafel von Kurfürst Johann Philipp von Schönborn reg. 1647-1673
-Richtung Süd-Westen
mit Wappentafel von Kurfürst Johann Philipp von Schönborn reg. 1647-1673

3. Bastion Gabriel
-Richtung Süden (1874 geschleift)
ohne Wappentafel, die Tafel befindet sich in der Ausstellung Wache im Peterstor.
Kurfürst Damian Hartard von der Leyen reg. 1675 – 1678
-Richtung Westen (1874 geschleift)
ohne Wappentafel, die Tafel befindet sich in der Ausstellung Wache im Peterstor.
Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695

4. Bastion Anselm
-Richtung Süden
mit Wappentafel von Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695
-Richtung Westen
mit Wappentafel von Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695

5. Bastion Michael
-Richtung Süd-Westen
mit Wappentafel von Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695
-Richtung Norden (1908 geschleift)
ohne Wappentafel, die Tafel befindet sich an der Kurtinenmauer gegenüber Ravelin Lothar
(2017 neu angebracht)
Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695

6. Bastion Johann
-Richtung Westen
mit Wappentafel von Kurfürst Lothar Friedrich von Metternich-Burscheid reg. 1673 – 1675
-Richtung Nord-Osten
mit Wappentafel von Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695

7. Bastion Franz
-Richtung Norden
mit Wappentafel von Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695
-Richtung Osten
mit Wappentafel von Kurfürst Anselm Franz von Ingelheim reg. 1679 – 1695

8. Bastion Philipp
-Richtung Nord-Osten
ohne Wappentafel, die Tafel befindet sich in der Ausstellung Wache im Peterstor.
Kurfürst Lothar Franz von Schönborn 1695 – 1729
-Richtung Süd-Osten
mit Wappentafel von Kurfürst Johann Philipp von Schönborn reg. 1647-1673