Vortrag
Erhaltung als Kulturdenkmal “preußisches Küchengebäude”
auf der Schwedenschanze in Erfurt.
Die Schwedenschanze, das preußische Fort II
Holger Werner
Das Gebiet, das“ Auf der Schwedenschanze“ benannt ist, liegt westlich von Erfurt auf der Höhe Flughafen. Seinen Namen erhielt das Gelände aus der schwedischen Besatzungszeit von Erfurt 1631 bis 1650. In der ersten topographischen Karte Thüringens von 1798 ist die Schwedenschanze genannt.
Im Laufe des dreißigjährigen Krieges (1618-1648) trafen am 17. September 1631 die Schweden bei Breitenfeld auf die katholische Liga unter dem Oberbefehlshaber Tilly. Die Schweden siegten für die protestantische Union und zogen weiter nach Erfurt. Der schwedische König Gustav II. Adolf (*1594-†1632) besichtigte die Verteidigungsanlagen der Stadt am 2. Oktober 1631 und gab sogleich Anweisungen für eine bessere Fortifikation. Besonderes Augenmerk widmete er der Errichtung von Außenwerken. So entstand diese Schanze. Die Schweden errichteten weitere Bauten, so eine weitere Schanze auf der Daberstedter Höhe – heute Stadtpark. Pläne über das Aussehen der Schanze sind nicht überliefert. Schanzen sind Feldbefestigungen, die in die Verteidigungsrichtung spitz zulaufen, sie bestehen aus Erdwällen.
Nach ca. 200 Jahren erfolgte eine Modernisierung der Schanze. Um 1860 plant das preußische Militär bedingt durch verbesserte Artillerie-Leistungen eine räumliche Ausdehnung der Festungsanlagen, um die feindliche Bombardierung der Hauptzitadelle Petersberg zu verhindern. 1865 sollten daher sieben Forts um Erfurt errichtet werden. Nur zwei, das Fort I vor der Auenschanze und das Fort II auf der Schwedenschanze, kamen zur Ausführung. Beide Forts sind 1868 baugleich in neupreußischer Manier fertig gestellt. Das Fort war ein selbständiges Außenwerk und hatte eine fünfeckige Form von 170 mal 240 Meter, aufgeschüttete Erdwälle und Gräben bildeten die Flanken. Das Fort II war mit einer ständigen Besatzung belegt und durch einen gedeckten weg mit dem Petersberg verbunden. Nach Aufhebung der Festung Erfurt wurden 1873 Gräben und Erdwälle eingeebnet.
Aus dieser Zeit ist ein ca. 12,0 m langes, 7,2 m tiefes und 3 m hohes eingeschoßiges Gebäude erhalten. Es diente als Küche und wurde bombensicher mit sich kreuzenden Eisenbahnschienen, darauf mit einer Betondecke und einer Erdabdeckung, versehen. Die Front
des Gebäudes zeigt zur Stadt, sie ist mit rechteckigen Sandsteinen verblendet. Die zwei Räume mit je einer Außentür und einer inneren Verbindungstür sind mit Mauerziegeln errichtet, die Decke zeigte weißen Anstrich. Im südlichen Raum war die Feuerstelle, drei Züge sind noch vorhanden. Der nördliche Raum wird heute zur Unterbringung einer Hauswasseranlage genutzt. Drei Außenwände waren mit unbearbeiteten Natursteinen verblendet, und aufgeschüttete Erde diente als Deckung. Die beiden Fenster sind heute vermauert. Der bombensichere Dachaufbau mit Eisenbahnschienen und Beton ist im Jahr 1868 eine Besonderheit bei den preußischen Festungsbauten in Erfurt. Üblich ist bei Festungsbauten in Erfurt auf dem Petersberg eine schwere Holzbalkendecke mit darüber liegender meterdicker Erdschicht. Hier wurden die modernsten Materialien ihrer Zeit verwendet. Ab 1845 wurde Beton in Deutschland verwendet.
Ausgehend vom Petersberg diente das Gelände nach 1873 weiter militärischen Zwecken. Das Gebäude wird als Friedensmagazin bezeichnet und wird mit 800 Zentner Fassungsvermögen erstellt. 1911 und 1914 wurde laut Skizze vom Stadtarchiv Erfurt die vollständige Schwedenschanze militärisch genutzt. Am Rand des Geländes entstand im II. Weltkrieg ein gemauerter Unterstand. In der DDR-Zeit erfolgte hinter dem Küchengebäude der Bau eines heute mit Gras bewachsenen oberirdischen Trinkwasserbehälters. Die landwirtschaftliche Nutzung erfolgte durch die LPG Töttelstädt; es wurden Obstbäume angepflanzt.
Das Küchengebäude aus preußischer Festungszeit ist jetzt 140 Jahre alt und weitestgehend im Originalszustand erhalten. Es ist das einzig erhaltene Funktionsgebäude auf einer Schanze oder einem Fort aus der Zeit, als Erfurt zur Festung I. Ranges ausgebaut war. Leider sind an der Konstruktion des bombensicheren Dachaufbaus im Jahr 2009 Schäden festzustellen. Hier ist eine Skizze vom Grundriss 2005. Auch führt der starke Gehölzbewuchs langfristig zum Verfall. Die Existenz des Küchengebäudes ist den zuständigen Ämtern nicht bekannt. Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Thüringen prüft aufgrund dieser Recherche einen Antrag, das Küchengebäude unter Denkmalschutz zu stellen.
2015 wurde das Küchengebäude als Denkmal in die Denkmalschutzliste eingetragen.
Zur ehemaligen Schanze führt ein Wanderweg, der „Erfurter Kleingarten- Wanderweg“ von dem Cyriaksgebreite zur Schwedenschanze nach Marbach. Fußläufig ist die Schwedenschanze leicht durch denn Röderweg am Gasthaus „Helbig“ vorbei zu erreichen. Mit einem Fahrzeug kommt man über die Binderslebener Landstraße – Pfortenweg – Sonnenleite auf einer Asphaltstraße zum Höhenweg. Zurück zur Stadt kann der Röderweg benutzt werden. Am Gelände der Schwedenschanze mit Blick zum Petersberg ist durch die Stadtverwaltung ein Hinweisschild mit Erläuterungen zur Schwedenschanze angebracht. Vor dem Küchengebäude weist ein Schild auf einen Brunnen hin, der 1634, vermutlich zur Versorgung der schwedischen Besatzung der Schanze ca. 60 m abgeteuft wurde. Der Brunnen ist noch in Betrieb und versorgt die dortigen Wohnhäuser. Das ehemalige Küchengebäude ist nicht im Stadtplan eingezeichnet und befindet sich 80 Meter nördlich vom Bauernhof der Familie Kästner, Höhenweg 125, in der Süßkirschplantage. Auch wenn keine profitable Nutzung für die Familie Kästner als Pächter der Schwedenschanze in Aussicht steht, sollte doch durch eine denkmalpflegerische Erhaltung das Kulturdenkmal bewahrt werden. Hier bietet sich ein Anreiz zum Besuch für die Freunde von Festungen und Kunden des Bauernhofes.
Geodaten:
50.979579,10.992331
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